Grüße aus dem Bienenwinter

Ein Bienenvolk fliegt trotz niedriger Temperaturen bei Sonnenschein, um die Reinigungsflüge vorzunehmen und vielleicht schon nach den Pollen und/oder dem Nektar der ersten Botanischen Krokusse, der Kornelkirsche und der Salweide zu suchen. Mit dem Pollen wird die bereits existierende Frühjahrsbrut eiweißreich ernährt. Den Nektar nutzen die Honigbienen, um die eigenen Nahrungsreserven aufzufüllen.

Mitte Februar halfen wir den Tieren, ihren Futtervorrat etwas aufzufüllen, indem wir an einem sonnigen Nachmittag erwärmtes Futter neben die Brutwaben hängten. Wir hoffen damit die Futteraufnahme der Tiere unterstützen zu können, da die Wege zu den Futterwaben somit verkürzt und durch die Wärme des Futters kurzfristig dessen Aufnahme erleichtert wurde. Nachts ziehen sich die Tiere zu einer eng sitzenden Wintertraube zusammen, um sich und v. a. die temperaturempfindliche Brut zu wärmen.

In dieser Zeit bleibt uns Imker*innen nur, die Gewichts- und damit Futterentwicklung der Völker im Blick zu behalten und natürlich die Materialien zu sichten, zu reparieren, zu reinigen bzw. zu erneuern und für das Wachstum der Völker ab dem Frühjahr vorzubereiten. Die Bienenweide muss natürlich auch gepflegt werden, damit sie hoffentlich bald erblühen kann.

Lio Cheng aus der 7f berichtet über den letzten AG-Tag Folgendes:
 
„Heute, am 23.02.2023, gab es wieder viel zu tun. Als erstes haben
wir gemeinsam die anstehenden Aufgaben verteilt. Zur Wahl
standen: Die Pflanzen des Gedenkkranzes von Herrn Nuck unter
„seinem“ Baum einpflanzen; die abgestorbenen Blüten, Stängel,
Laubblätter der staudenartigen Bienenweidepflanzen abschneiden;
die Wege zur Sporthalle von Müll befreien und die Rähmchen
einschmelzen. Letzteres stand im Mittelpunkt, weil wir den neuen
Dampfwachsschmelzer einweihen und eine Arbeit verrichten
konnten, die wir noch nie zuvor durchführten.

Mithilfe des Dampfwachsschmelzers können wir die Rähmchen mit dreckigem Wachs, die wir während des Bienenjahres aus den Beuten entnehmen, reinigen. Das Wachs wird dabei durch den heißen Dampf geschmolzen. Nachdem das geschmolzene Wachs durch ein Sieb floss, indem die groben Dreckpartikel hängen bleiben, wird das Wachs in einem Eimer aufgefangen und kühlt ab. Die noch heißen Rähmchen werden aus dem Schmelztiegel genommen. Mit dem Stockmeißel oder einem Küchenmesser wird das restliche Wachs von den Holzrähmchen gekratzt, so dass diese im nächsten Reinigungsschritt in einem kurzen Laugenbad abschließend gereinigt werden können. Danach müssen neue Mittelwände eingelötet werden, um die Rähmchen für die neuen Honigzargen in der trachtreichen Zeit zur Verfügung zu haben.

Das abgekühlte Wachs wird mehrfach eingeschmolzen und jedes Mal ein wenig mehr gereinigt. Zum Schluss ist das Wachs so sauber, dass neue Mittelwände oder auch Wachskerzen daraus hergestellt werden können. Dabei werden wir die Mittelwände jedoch nicht selbst herstellen, denn dies ist eine sehr langwierige Arbeit. Wir geben das Wachs bei einem Imkereifachhandel ab. Dort gießt man uns dann aus unserem abgegebenen Wachs neue Mittelwände für unsere Rähmchen.

Dadurch ist unser Wachskreislauf nach diesem Bienenjahr das erste Mal vollständig geschlossen! So ist ein weiterer Schritt zur materiellen Unabhängigkeit der Herder Imker*innen und zur nachhaltigen Arbeitsweise des Imkerns am Herder-Gymnasium gemacht, denn letztlich wird das von den Bienen selbst produzierte Bienenwachs wieder aufbereitet und zum größten Teil von den Bienen selbst wieder genutzt.

Text: Lio Cheng, 7f; Inka Claus

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