Deutsch

„Der Mensch ist Mensch nur durch die Sprache.“
- Johann Gottfried Herder (1744-1803)

Deutsch ist mehr als nur ein Unterrichtsfach.

1772 erschien Johann Gottfried Herders „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“. In ihr kommt der Dichter, Sprachphilosoph und Theologe zur damals bahnbrechenden Erkenntnis, dass Sprache mit ihren Zeichen für den Menschen elementare Voraussetzung sei, um seinen Verstand zu nutzen und Vernunft ausbilden zu können.

Die Gedanken des Namensgebers unserer Schule haben an Aktualität offenbar nichts eingebüßt. Im Berliner Rahmenlehrplan wird die Bedeutsamkeit des Faches Deutsch ganz ähnlich formuliert. Sprache sei der Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis, sei Mittel zwischenmenschlicher Verständigung und ihr komme grundlegende Bedeutung für die geistige, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu. Denn nur wer sich vielfältig, angemessen und richtig ausdrücke, werde zukünftig erfolgreich am geistigen und kulturellen Leben unserer Gesellschaft teilhaben können.

Dieser Anspruch macht deutlich: Deutsch ist viel mehr als nur ein reines Unterrichtsfach.

Es ist notwendig für einen qualifizierten Schulabschluss, da das sichere Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift auch in allen anderen Schulfächern gefordert wird.

Darüber hinaus leistet das Fach in der systematischen Vermittlung bildungssprachlicher Kompetenzen einen ganz grundlegenden Beitrag zur Allgemeinbildung.

Die Rahmenbedingungen unseres Unterrichts: Progression und Lebensweltbezug, Verbindlichkeit und Transparenz, Motivation und Unterstützung

Kompetenzbereiche

Wissensvermittlung, Einübung von Arbeitstechniken, Kommunikationsfähigkeit in Wort und Schrift, Kreativität und Teamfähigkeit sowie Interesse an Literatur sind wesentliche Ziele des Deutschunterrichts. Diese Ziele sind eingebettet in fünf Kompetenzbereiche, die durch den Rahmenlehrplan vorgeschrieben werden und den Kern des Fachunterrichts bilden: „Sprechen und Zuhören“, „Schreiben“, „Lesen“ „Mit Texten und Medien umgehen“, „Sprachwissen und „Sprachbewusstheit entwickeln“.

Progression

Inhalte, Methoden und Arbeitsweisen bauen mit zunehmenden Jahren schrittweise aufeinander auf.

Ein Beispiel: Übt man in Klasse 6 noch seine Meinung zu einem Thema in einfachen Sätzen richtig auszusprechen, so formuliert man in Klasse 8 bereits den eigenen Standpunkt zu einem Sachverhalt mit Argumenten, die nach Wichtigkeit geordnet sind und begründet werden. In Klasse 10 äußert man seine Meinung letztlich in Form eigener, genau durchdachter Thesen, die durch das gezielte Hinzufügen verschiedener Typen von Argumenten unterstützt werden.

Themen

Die Themen, mit denen wir uns lesend, sprechend, schreibend und zuhörend beschäftigen, sind aktuelle unserer modernen Gesellschaft. Sie haben erstens ihren Ursprung in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und sind zweitens in ihrer Auswahl an die speziellen Bedürfnisse unserer Schule angepasst. Digitalisierung, soziales Miteinander, Interkulturalität, Individualisierung, Heimat oder Umgang mit der Geschichte sind nur einige von ihnen, mit denen das Interesse an Sprache und Literatur geweckt werden soll.

Warum Literatur?

Schriftstellerinnen und Schriftsteller erschufen und erschaffen mit ihren Romanen, Gedichten oder Dramen Abbilder einer neuen fiktiven Welt. Es ist ihre persönliche Sicht, sich mit den wichtigen Themen ihrer Zeit auseinanderzusetzen und uns zum Nachdenken darüber anzuregen. Susan Sonntag, selbst Schriftstellerin, meinte, erfolgreichen Schriftstellern gelinge es, bei den Lesern Bewusstsein zu schärfen, Mitgefühl zu wecken und Wissen zu erweitern. Literatur sei Wissen und mit diesem kostbaren Gut verstehe man die Welt viel besser.1

Auch wenn epische, lyrische und dramatische Texte mit denen wir uns im Unterricht beschäftigen, zum Teil bereits vor langer Zeit entstanden sind, das grundlegende Thema in ihnen ist bis heute gleich und hochaktuell: Es ist die Auseinandersetzung des Einzelnen mit der ihn umgebenden Gesellschaft im Spannungsfeld von Freiheit und Grenzen.

Lassen wir uns auf das Angebot ein, in fremde, spannende Welten einzutauchen, Figuren, ihren Konflikten und Geschichten nachzuspüren und sie kritisch zu hinterfragen, kann es uns gelingen den Blick auf unsere eigene Welt zu erweitern.

Die Vielfältigkeit von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche verändert zunehmend den Stellenwert des Lesens. Umso wichtiger erscheint es uns Freude am Lesen und an Literatur immer wieder bewusst zu befördern.

Der Fachbereich Deutsch ist im Besitz einer umfangreichen Bibliothek, die jährlich mit neuen Lektüren aktualisiert wird.

Schulinternes Curriculum

Alle Lehrkäfte des Fachbereichs arbeiten verbindlich auf der Grundlage des gemeinsam erarbeiteten schulinternen Curriculuums. In ihm wurden die Anforderungen des Berliner Rahmenlehrplans mit unseren schulspezifischen Bedingungen in Übereinstimmung gebracht. Das schulinterne Curriculum setzt einerseits Vorgaben (z.B. bei Inhalten) und lässt andererseits den Lehrkräften individuellen Spielraum (z.B. in der Auswahl von Lektüren). Es gibt Anregungen zu außerschulischen Kooperationen, zu fächerübergreifendem Unterricht oder zur Medienbildung.

Den Übergang von der Grundschule zum Gymnasium erleichtern

Kinder kommen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen aus den Grundschulen zu uns. Deshalb liegen in der ersten Zeit einer Übergangsphase die Schwerpunkte auf der gezielten Vermittlung von Regeln der Schriftsprache, Formen des mündlichen und schriftlichen Ausdrucks und Leseverständnis. Ziel ist, dass am Ende dieser Übergangsphase alle Kinder auf dem demselben gymnasialen Standard des Faches sind.

Leistungsüberprüfung und -bewertung

Konkrete Inhalte und spezifische Formate der Leistungsüberprüfungen werden vorab rechtzeitig bekannt gegeben und ausführlich geübt.

Inhalte, Formate sowie zeitlicher Umfang und Anzahl von Klassenarbeiten sind ebenso wie die Grundsätze der Leistungsbewertung für die einzelnen Jahrgangsstufen durch Beschlüsse der Fachkonferenz Deutsch verbindlich geregelt.

Projekte, Fächerübergreifender Unterricht, Kooperationen, AGs

Neben der Vermittlung von reinem Fachwissen ist uns wichtig, unseren Schülerinnen und Schülern spannende weiterführende Angebote zur Verfügung zu stellen. Wir arbeiten in allen Jahrgangsstufen projektorientiert, binden regelmäßig Theateraufführungen mit sich anschließenden Diskussionen oder Workshops in den Unterricht ein. Wir stellen Bezüge zu anderen Fächern (z.B. Kunst, Musik oder Biologie) her und pflegen verschiedene Kooperationen zu außerschulischen Partnern (z.B. der Goethe-Gesellschaft in Berlin, dem Deutschen Theater, dem Grips-Theater).

Angebotene Arbeitsgemeinschaften orientieren sich jedes Jahr neu am Interesse unserer Schülerschaft. Erfolgreich in der Vergangenheit waren dabei z.B. die AG Leseprofis oder die AG Poetry-Slam.

Unterstützung: Sprachförderung und Lese-Rechtschreibschwäche

Schülerinnen und Schüler mit einem besonders hohen Förderbedarf betreuen wir in einer AG Sprachförderung.

Kindern und Jugendlichen, bei denen eine ausgeprägte Lese-Rechtschreibschwäche diagnostiziert wurde, bieten wir Beratung und Unterstützung im Umgang mit dieser an und nach Prüfung ggf. die Gewährung eines individuellen Nachteilsausgleichs.

Beispiele aus dem Unterricht

1 Susan Sonntag: „Die Erweiterung der Welt“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2004, Nr. 305 / Seite 39.