Ehemaligenbericht von Duc Anh Vu, Abitur 2014

Mein Name ist Anh, und ich habe am Herder-Gymnasium 2014 mein Abitur gemacht. Mittlerweile studiere ich Physikalische Ingenieurswissenschaften im dritten Semester an der TU Berlin.

Ich bin vor der Oberstufe von einem anderen Berliner Gymnasium zum Herder gewechselt, weil mich das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil angesprochen hat. Aufgrund dieses Quereinstiegs und mehrmaliger Schulwechsel zuvor glaube ich, dass ich in der Lage bin, eine differenzierte Meinung zum Herder zu geben.

Persönlich hat mir die Schulzeit am Herder sehr gut gefallen, unter anderem wegen des Unterrichts einiger Lehrer, der einfallsreich gestaltet war und vom typischen Frontalunterricht abgewichen ist. Beispielsweise haben wir oft Projekte in Teams erarbeitet oder durch andere innovative Ideen die Unterrichtsatmosphäre wesentlich aufgefrischt. Zudem konnte ich den Lehrern anmerken, dass sie mit Engagement und Interesse bei der Sache waren. Auch bei trockenen Inhalten waren die Lehrer um ihre Schüler bemüht. Außerdem ist es lobenswert, dass einige Lehrer nicht nur im Fachlichen, sondern auch im Sozialen für uns Schüler da waren.
Während der Oberstufe hatte ich einen Durchhänger mit der Motivation. Aber dank einiger Lehrer, die bewusst das Gespräch mit mir gesucht und mich unterstützt haben, ging bald alles wieder aufwärts.
Darüber hinaus empfand ich die Atmosphäre unter Mitschülern und auf den Fluren immer als freundlich. Im Vergleich zu anderen Schulen und auch meiner alten Schule gab es keine Kriminalität in Form von Mobbing oder Drogen.
Diese positive Mentalität wirkt auf Schüler und Lehrer ein, sie behandeln einander mit Respekt.

Das Herder ist für seine Spitzenleistungen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich bekannt. Ihm wohnt der Ruf inne, es sei ein schwierig zu bestehendes Gymnasium und man komme nicht leicht zu Notenpunkten. Als ich in der Oberstufe den Physik- und Mathe-LK besucht habe, konnte ich mir davon selbst ein Bild machen.
Auch meine vorherige Schule war im Humboldt-Netzwerk in Berlin vertreten, trotzdem hatte ich anfangs Schwierigkeiten. Im Mathe-LK des Herder ist der Unterricht anspruchsvoller als an den meisten anderen Schulen. Meine Mitschüler besaßen ein umfassenderes Wissen als ich.
Doch das Bewundernswerte war, dass ich deshalb nicht ausgegrenzt wurde. Anstatt dessen halfen sie mir, die Lerninhalte zu verstehen und nachzuholen.
Nach und nach kam ich besser im Unterricht mit und fasste Mut weiterzumachen. Daher empfand ich die Atmosphäre im LK als sehr angenehm. Zwischen den Schülern gab es keinen Konkurrenzkampf, wir bildeten eher eine Einheit und wuchsen innerhalb der zwei Jahre zu einer Familie zusammen.
Neben den konzentrierten Lernphasen gab es oft auch Entspannungsphasen, in denen wir mit unseren Lehrern scherzten. Somit war die Beziehung zu den Lehrern freundschaftlich, was die angenehme Atmosphäre noch begünstigte. Obwohl das Niveau im Mathe-LK sehr hoch war und ich nicht einer der besten Schüler war, habe ich doch viel fachliche Kompetenz erhalten. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal so tief in der Materie stecken und so viel verstehen würde. Neben dem Fachlichen wurde auch meine Fähigkeit, Probleme zu lösen, gefördert.
Gerade an der Uni hat sich das ausgezahlt. Mit dem Beginn des Studiums hatte ich wieder Angst, dass meine Mathematikkenntnisse nicht ausreichen würden. Doch die Basismodule „Analysis 1 für Ingenieure“ und „Lineare Algebra für Ingenieure“ fielen mir leicht. Vieles wurde bereits im Mathe LK behandelt, einiges sogar viel ausführlicher als im Studium.

Sowohl die zwischenmenschlichen als auch die fachlichen Kompetenzen, die ich durch diesen Kurs erhalten habe, werden mir sehr viel mehr nützen, als gute Noten auf dem Zeugnis.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich viele Eltern verstehen kann, die, aus Angst das Gymnasium könne zu schwierig sein, Bedenken haben, ihr Kind auf das Herder zu schicken. Doch in meinen Augen war es die richtige Entscheidung, an das Herder zu gehen, denn es bereitet fachlich sehr gut auf das Studium vor. Sowohl Schüler als auch Lehrer zeigen sozial sehr viel Courage und erschaffen dadurch eine Atmosphäre, in der sich jeder neue Schüler optimal entwickeln kann.

Daher bereue ich meine Entscheidung nicht.

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