Ehemaligenbericht von Jonas Beuchert, Abitur 2014
Ich bin Jonas, habe von 2006 bis 2014 eine Profilklasse am Herder besucht und seit meinem Abitur Spaß bei der Beschäftigung mit Elektrotechnik an der TU Berlin. Nachdem ich in den beiden ersten Semestern einiges an Erfahrung gesammelt habe, möchte ich ein paar Fragen zu meinem Studiengang beantworten und kurz berichten, was ich dafür aus meiner Schulzeit mitgenommen habe.
Elektrotechnik – Was ist das?
Der Studienführer der Fakultät zählt Folgendes auf: „Automatisierung und Regelung von Prozessen, Übertragung und Verarbeitung von Nachrichten und Informationen, Erzeugung und Verteilung von elektrischer Energie sowie deren Anwendung und Umwandlung.“ Zugegeben ein ziemlich weites Feld. Alle Themen haben gemeinsam, dass man eine physikalische Gegebenheit, die irgendetwas mit Elektronen zu tun hat, durch ein mathematisches Modell beschreibt oder als Grundlage für ein solches nutzt, um mit dessen Hilfe optimale Lösungen für Anwendungsprobleme zu finden.
Welche Schulfächer verbergen sich dahinter?
Im Wesentlichen Mathematik und Physik. Außerdem kommt man um eine ordentliche Portion Informatik und etwas Chemie nicht herum. Den einzelnen Bereichen kann man im Verlauf des Studiums, je nach Wahl des eigenen Schwerpunkts, ein deutlich stärkeres Gewicht geben, speziell Informatik sei hier genannt. Später wird Englisch natürlich unverzichtbar.
Wie finde ich heraus, ob das das Richtige für mich ist?
Die Wahl eines Studienfachs ist für viele die bis dahin wichtigste Entscheidung in ihrem Leben, es lohnt sich also, einige Zeit zu investieren. Hat man schon eine grobe Vorstellung, in welche Richtung es gehen soll, sind die Berliner Unis eine gute Anlaufstelle. Alle bieten im Frühling umfangreiche Infotage an. Außerdem sind die jeweiligen Studienberatungen zu empfehlen, dort sitzt man erfahrenen Leuten gegenüber, die schon hunderte Abiturienten in die richtige Richtung geschickt haben. Fachhochschulen haben zum Teil ähnliche Angebote. Schlussendlich bleibt die beste Option aber Ausprobieren, das heißt die vielen freien Wochen zwischen Abiprüfungen und Studienbeginn einfach zu nutzen, um sich in verschiedene Veranstaltungen des favorisierten Studiengangs zu setzen. Das ist überhaupt kein Problem. Danach kann man entscheiden, ob a) die Inhalte interessant sind und b) die Beschäftigung mit ihnen Spaß machen könnte. Beides ist essentiell, schließlich sollte man sich in den nächsten Jahren nicht zwingen müssen, zur Uni oder FH zu gehen. Wer gerne wissen möchte, was man mit dem Studium später in der Forschung oder Wirtschaft anfangen kann, dem seien die Langen Nächte der Wissenschaften und der Industrie, beide ebenfalls im Frühjahr, ans Herz gelegt.
Welche Vorteile hat man als Herder-Absolvent?
Als ehemaliger Profilschüler kann ich sagen: So einige. Wenn man dank der Kooperation mit der HU bereits in der Oberstufe die Möglichkeit hatte, sich mit der Mathematik des ersten Studiensemesters auseinanderzusetzen, erleichtert das natürlich den Einstieg. Generell stellen die Mathe-Module für die meisten Studis die größten Hindernisse dar. Für Herder-Schüler, egal aus welchem Zug, dürfte das aufgrund der Qualität des Unterrichts selten der Fall sein. Ganz konkret profitiert man zum Beispiel davon, dass man sich nicht mehr von mathematischen Formalismen abschrecken lässt und auch schon Einblicke in Mathe-Software erhielt. Desweitern habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich aus den unterschiedlichen Naturwissenschaften deutlich mehr Wissen mitgebracht habe als der Großteil meiner Kommilitonen. Am größten war der Vorsprung in Informatik, kaum ein anderes Gymnasium kann einen ähnlich intensiven vierjährigen Unterricht anbieten. Schlussendlich lernt man am Herder noch etwas kennen, das ich als wissenschaftliches Arbeiten bezeichnen möchte. Eigentlich dachte ich, dass jeder Berliner Abiturient etwas mit Begriffen wie „Versuchsprotokoll“ und „Quellenverzeichnis“ anfangen kann, beide im Studium unverzichtbar. Nach zwei Semestern habe ich festgestellt, dass das eine Fehleinschätzung war.
Ich hoffe der Text hat euch einen guten Einblick gegeben. In jedem Fall wünsche ich viel Erfolg bei der Studienwahl.